Hier finden Sie Meinungen, Anregungen und Berichte zu unserem Titelthema Krankenhausschließungen:
Wer, wenn nicht wir?
Da möchten Verbandsvertreter nach Berlin reisen und sich u.a. mit dem Landesselbsthilfeverband Schlaganfall – und Aphasiebetroffener und gleichartig Behinderter Berlin e.V. und deren Mitgliedsgruppen austauschen. Insbesondere in der heiklen Situation nach dem Ableben der dortigen Verbandsvorsitzenden ein sehr wichtiges Anliegen, da wir helfen wollten den Verband zu erhalten. Die dortige Verbandsstruktur ist uns aufgrund jahrelanger guter Zusammenarbeit bestens bekannt. Auch die enge Zusammenarbeit des LV Berlin mit der Charité und der Berliner Schlaganfall Allianz waren für uns lange Zeit beispielgebend. Wir haben gemeinsam manche Veranstaltung besucht und hatten viele Gelegenheiten voneinander zu lernen.
Natürlich reist man, wenn man sich denn dem wirtschaft-lichen Handeln verpflichtet fühlt, nicht für das eine oder die zwei Treffen nach Berlin, sondern man hat noch einiges weitere auf der Agenda. Entsprechend wurde auch die Begründung im damaligen Förderantrag ausführlich verfasst. Vorausgeschickt sei noch, dass wir als Niedersächsischer Landesverband, nicht vor demselben Problem stehen möchten, wie einige andere Verbände, die nach dem Ausscheiden der oder des Vorsitzenden im wahrsten Sinne des Wortes, den Bach runter gegangen sind. Auflösungen dieser Verbände waren die Folge. Aus diesem Grund, und da kam uns ein glücklicher Umstand, nämlich unsere Vorstandsneuwahl Ende 2022 mit der Einbindung jüngerer Verantwortungsträger in die Verbandsarbeit zu Hilfe, planten wir die Berlin - Reise mit dem kompletten Vorstand und den gewählten Beisitzern. Alles Um-stände, die im Förderantrag ausführlich erläutert wurden.
Nun kurz zu den weiteren geplanten Treffen in Berlin: Besuch im Bundestag, Abgeordnetengespräche (hier ging es um den Ausbau der Teleneurologie in Nds.), Besuch der Deutschen Rentenversicherung Bund (Anpassung des Rahmenkonzeptes zur medizinischen Rehabilitation in der gesetzlichen Renten-versicherung); Besuch des Bundesministeriums für Gesundheit (hier sollte die Unterschiedlichkeit der Schlaganfallversorgung in Flächenländern angesprochen werden; unser bestes Beispiel Niedersachsen im Vergleich zu der sehr guten Versorgung in Bayern); Austauschtreffen mit dem Landesselbsthilfeverband Schlaganfall – und Aphasiebetroffener und gleichartig Behinderter Berlin e.V. und deren Mitgliedsgruppen (bereits oben erläutert). Außerdem war auch ein Besuch im Centrum für Schlaganfall-forschung der Berliner Schlaganfall-Allianz und dort ein Gespräch mit Prof. Dr. med. Andreas Meisel geplant. Ein eindeutig zu umfangreiches Programm für die wenigen Tage in Berlin, sodass wir, um alle stattfindenden Termine wahrnehmen zu können, unsere Gruppe aufteilten.
Mit der Abarbeitung unseres Programms und der geplanten Treffen wollten wir unser Verbandsziel, uns für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen zu engagieren, mit Leben erfüllen.
Gerade auch die immer noch aktuelle Diskussion über die Neu-gestaltung der Krankenhauslandschaft in Deutschland lies uns dieses Projekt aktueller als je zuvor erscheinen. Ging es doch bei den geplanten Gesprächen in erster Linie um die Unterschied-lichkeit der Schlaganfallversorgung in unserer föderalistisch organisierten Bundesrepublik, da jedes Bundesland den Bereich der Notfallversorgung sehr unterschiedlich handhabt. Dieses sehen wir darin begründet, dass viele Bundesländer über ein eigenes Gesundheitsministerium verfügen, Niedersachsen, als Flächenland, aber nicht. Nur ein Punkt, der aber dadurch verstärkt wird, dass ausgerechnet eine große Deutsche KK in Bayern die Notfallversorgung intensiv vorantreibt, ja befördert und dieselbe KK in Niedersachsen all das, was Telemedizin in unserem besonderen Fall Teleneurologie betrifft, bewusst ausgrenzt. Auf diese Missstände in verschiedensten Ebenen aufmerksam zu machen, sollte unser Berlin-Besuch auch dienen.
Wenn auch nur einzelne unserer Forderungen als „Patienten-hilfsorganisation“ umgesetzt oder zumindest während politischer Entscheidungen mit betrachtet würden, die Umorganisation der Notfallversorgung ist eines dieser Themen, könnte Schlaganfall-betroffenen und ihren Angehörigen, viel Leid erspart bleiben, abgesehen von den finanziellen Auswirkungen auf unsere Gesellschaft. Der medizinische Fortschritt in der Versorgung Schlaganfallbetroffener ist in den letzten 20 Jahren enorm gewachsen, nur dürfen wir diesen nicht durch kleinstaatlerische Differenzen in der Erreichbarkeit adäquat ausgestatteter Krankenhäuser zerstören. Hier ist, aus unserer Sicht, ein konsequenter Ausbau der Teleneurologie in Niedersachsen erforderlich, der vom Ministerium bereits vor Corona zugesagt, aufgrund der ausstehenden Umgestaltung der Krankenhaus-struktur aber immer noch nicht umgesetzt wurde.
Wie bereits eingangs erläutert, planten wir das Austausch-treffen in größerem Kreis durchzuführen. Grund hierfür ist / war, dass wir den Verbandsvorstand verjüngen müssen und es uns gelungen ist, jüngere Menschen für den Kreis der Beisitzer und auch eine jüngere Kassenwartin zu gewinnen. Die jetzigen Beisitzerinnen und Beisitzer sollen mittelfristig Vorstandsaufgaben übernehmen und aus diesem Grund an die damit verbundenen umfänglichen Tätigkeiten herangeführt werden. Mit einer möglichst breiten Aufstellung und frühzeitiger Verjüngung unserer Vorstandsriege wollen wir einem plötzlichen Cut vorbeugen, denn: BEI UNS STEHT DER MENSCH IM MITTELPUNKT! Unsere Vorstandsmitglieder sind ehrenamtlich tätige Menschen, die Belastungen nur bis zu einem gewissen Grad ertragen (können). All unsere Mitglieder des geschäftsführenden Vorstands sind direkt oder eben als Angehörige schwer eingeschränkter Partner betroffen. Hier die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen ist zwingend erforderlich, um einen „schlagkräftigen Verband“ nicht zu gefährden.
Es ist mit völlig klar, hier geht es natürlich auch um sogen. Lobbyarbeit, doch wer, wenn nicht wir als Verband, soll diese leisten?
Zwei Tage vor der Anreise nach Berlin kam sie dann, diese, für mich und meine Mitstreiter, nicht nachvollziehbare Nachricht der um Förderung der Maßnahme angefragten Krankenkasse: Außer den Fahrkosten können wir keine Fördermittel bereitstellen, da es sich bei den von Ihnen geschilderten Treffen, abgesehen von dem mit dem LV Berlin, um Lobbyarbeit handelt.
So stellt sich uns die Frage: Wer soll die Belange Schlaganfallbetroffener und ihrer Angehörigen (ebenso weiterer von erworbenen Hirnschädigungen betroffener Personen) vertreten, wenn nicht der, genau aus diesem Grund, gegründete Schlaganfall Landesverband?
§ 2 unserer Satzung sagt hierzu unter (1): Wesen und Zweck des Vereins
Der Schlaganfall Landesverband Niedersachsen e. V. ist ein sozialer Zusammenschluss Schlaganfall-Betroffener, gleichartig Behinderter und mit den Auswirkungen von Schädel-/ Hirnverletzungen Betroffener (Angehörigen), auf gemeinnütziger Grundlage.
Er wirkt als demokratische und solidarische Selbsthilfeorganisation von und für den genannten Personenkreis, … - im Sinne dieser Satzung wirkender - Menschen.
Selbstverständlich seht es Jedem frei hier selbst zu werten. Wir jedenfalls waren sehr enttäuscht.
Burgdorf, den 28. Januar 2022
Wieder einmal wird die Diskussion um Krankenhausschließungen lauter
WIR BRAUCHEN SIE, DIE GRUNDVERSORGER IN DER FLÄCHE!
Ein Krankenhaus in der Fläche, um dessen Bestand nun wieder einmal gerungen wird, stellt nicht nur die wohnortnahe Grundversorgung sicher, sondern bietet den Beschäftigten zusätzlich eine sehr kollegiale Arbeits-atmosphäre und das, ökologisch betrachtet, ohne lange tägliche Anfahrten.
Der Schlaganfall Landesverband Niedersachsen e.V. ist eine Organisation, für welche der Mensch im Mittelpunkt steht. Dieser Mensch wünscht sich eine optimale wohnortnahe Versorgung im Krankheitsfall. Wie viele andere Staaten steht auch Deutschland vor der Herausforderung, die Finanzierbar-keit einer qualitativ hochwertigen und umfassenden Gesundheitsversor-gung langfristig zu sichern. Doch, was gehört dazu? Ein Krankenhaus, welches auf kurzem Weg erreichbar ist und, sei es auch nicht 24/7 mit allen Spezialisten ausgestattet, über, in heutiger Zeit eigentlich selbstverständ-lich, eine sehr gute Anbindung an überregionale Zentren verfügt, die im Sinne der Patienten genutzt werden können. Niedersachsen, gerade Niedersachsen als Flächenland, mit seinem großen Anteil privat betriebener Kliniken, unterliegt dabei grundsätzlich noch mehr als Einrichtungen in kommunaler Hand dem Gewinnstreben großer Krankenhauskonzerne. Im Gegensatz zur Auffassung mancher Wirtschaftswissenschaftler ist unsere Gesundheit aber kein Wirtschaftsgut.
Wir wollen vorhandene Strukturen nutzen. Für die erfolgreiche Weiterentwicklung unserer Gesundheits-versorgung ist der Ausbau der Digitalisierung und deren Nutzung eine zentrale Voraussetzung. Digitale Technologien helfen, die Herausforderungen, vor denen wir stehen, zu meistern. Bewohner ländlicher Gebiete können unter Einbeziehung vor-handener Krankenhausstrukturen sofort und unmittelbar medizinisch gut und umfassend versorgt werden. Geht es um zukunftsorientierte Lösungen, dann darf nicht bei der digitalen Patientenakte Schluss sein.
Die Infrastruktur und damit das Angebot an Leistungen für Gesundheit und Mobilität wird in der Fläche immer kleiner. Hier stehen wir dann vor der Frage, verlassen zuerst die Menschen die Region aufgrund unzureichender Versorgung mit öffentlichen Leistungen oder ist kein Angebot mehr vorhan-den, weil die Menschen die Fläche bereits verlassen haben. Krankenhäuser sind ein Eckpfeiler guter medizinischer Versorgung. Gerade bei Schlaganfall-Patienten zählt jede Minute – je früher die Betroffenen die richtige medizinische Behandlung erhalten, desto größer sind die Chancen, Langzeitschäden zu vermeiden oder zumindest zu begrenzen.
Stroke Units, interdisziplinär ausgestattet, stellen unstrittig die beste Ver-sorgung dar. Aber anders als in den großen Städten, in welchen es diese Einrichtungen gibt, mangelt es in ländlichen Regionen oft daran. Der Einsatz der Teleneurologie kann hier eine Versorgungslücke schließen. Sie ermöglicht eine zeitnahe Diagnose und Therapie und damit die wohnortnahe Versorgung von Schlaganfallpatienten.
Nun wird im Niedersächsischen Landtag ein Krankenhausgesetz eingebracht, was Schließungen unrentabler Kliniken ermöglichen soll. Aus unserer Sicht ein Schritt in die falsche Richtung. Allein die Formulierung führt zum Aufstellen sämtlicher Nackenhaare, wird doch Uwe Schwarz mit den Worten des vom Marktnehmens von Krankenhäusern ... zitiert. Ergänzt wird das Ganze damit, dass er von vergeudeten Ressourcen im Bezug auf die augenblickliche Krankenhauslandschaft spricht.
Die Zielsetzung, aus allem immer den größtmöglichen Nutzen zu ziehen, hat sich schon oft genug als folgenschwerer Fehler herausgestellt. Kleinere Krankenhäuser zu schließen, schürt bei den Bewohnern in der Umgebung die Angst, im Notfall nicht mehr rechtzeitig und ausreichend gut versorgt zu werden! Ein weiterer Verlust an Attraktivität; ein weiteres Ausbluten bereits jetzt schon strukturschwacher Gegenden wäre die logische Folge.
Es macht einen großen Unterschied, ob man kleine Kliniken einfach schließt, oder sich Gedanken macht, diese in einen leistungsfähigen Verbund zu integrieren. Verschiedene Strukturen (Städte oder ländliche Regionen) erfordern unterschiedliche Lösungen. Eins ist dabei allen gemein: Nicht die Wirtschaftlichkeit darf der bestimmende Faktor sein, sondern der medizinische Nutzen für diejenigen, die die Versorgungs-leistung in Anspruch nehmen (müssen).
Der Grund dafür Bettenkapazitäten abzubauen, welcher insbesondere nach 2003 festzustellen ist, ist in der Einführung der Fallpauschalen zu sehen. Seitdem werden Krankenhäuser nicht mehr nach Leistungen und Liegetagen, sondern nach Fallpauschalen bezahlt. Nicht nur aus unserer Sicht ein falscher Ansatz, aber bitte versuchen Sie einmal das Wort falsch zu steigern. Heraus kommt Fallpauschale! Wenn bei deren Einführung vergessen wurde, an die anfallenden, nur sehr schwer zu kalkulierenden Kosten zur Bereithaltung einer Notaufnahme zu denken, so kann dieser Fehler korrigiert werden. Genau diese kleineren Krankenhäuser in der Fläche müssen finanziell gut ausgestattet sein, stellen ihre Beschäftigten doch unser aller Versorgung sicher. Nicht nur große Krankenhäuser können gute Qualität liefern!
Neben dem von unserem Verband geforderten konsequenten Ausbau der Telemedizin befürworten auch wir, dass mehr Medizinstudienplätze geschaffen werden. Bis zu einer Topversorgung wird es dauern, aber Schlaganfälle ereignen sich nun einmal jeden Tag zu Hunderten. Sie warten nicht, bis jede verbliebene Klinik mit einer stroke unit ausgestattet ist. Teleneurologie bietet die Möglichkeit kurzfristig Abhilfe zu schaffen. Nutzen wir sie – nutzen wir gemeinsam unseren hochgelobten technologischen Fortschritt.
Das Ergebnis der Bertelsmann-Studie, mehr als jede zweite Klinik in Deutschland zu schließen ist grundlegend falsch, hat man als Studien-grundlage einen dicht besiedelten Wirtschaftsraum am Rhein betrachtet. Wie sieht es aber in den Flächenländern aus? Aufgrund der Strukturschwäche gibt es den Landarzt nur noch sehr vereinzelt und das regionale Krankenhaus stellt oftmals den einzigen Anlaufpunkt für Patienten dar. Bestehende funktionsfähige und vor Allem funktionstüchtige Infrastruktur zu zerstören ist ein anzuprangerndes Fehlverhalten, welches nicht zu akzeptieren ist und hinterfragt werden muss.
Die Befürworter einer weiteren Verringerung der Zahl der Klinik-Standorte stoßen auf vielfachen Widerspruch. Nach unserer Auffassung können auch kleine und mittelgroße Krankenhäuser eine optimale Versorgung ihrer Patienten gewährleisten. Nicht nur den Patienten selbst und Ihren Angehörigen werden weite Wege erspart. Auch vor ökonomischem und ökologischem Hintergrund macht es wenig Sinn Pflegepersonal, sowie Ärztinnen und Ärzten weite Arbeitswege aufzuerlegen. Auch der Mensch in unserer immer älter werdenden Gesellschaft hat oftmals keine Möglichkeit große Entfernungen zu überbrücken, da der öffentliche Personennah-verkehr nicht allerorten gleich gut ausgebaut ist. Unstrittig ist, dass Heimatnähe und der Kontakt zu Angehörigen zur seelischen Gesundung beitragen.
Uns stellt sich vielmehr die Frage: Welche medizinische Versorgung wollen wir uns in Deutschland leisten? Wollen und dürfen wir wirtschaftliche Interessen über Patientenwohl stellen? Kann das wirtschaftliche Interesse an Großkliniken eventuell auch daran liegen, dass ihre Eigner oftmals börsennotierte Unternehmen sind? An dieser Stelle zitiere ich den ehemaligen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU): "Ein Kranken-haus vor Ort ist für viele Bürger ein Stück Heimat." Und sinngemäß weiter: … gerade in gesundheitlichen Notlagen brauche es eine schnell erreichbare Versorgung.
Wir sollten uns allesamt von der Vorstellung verabschieden, dass Krankenhäuser Gewinnbringer sein müssen. Gesundheit kostet Geld. Gute Versorgung kostet viel Geld. Darf das Profitstreben im Vordergrund stehen? Unsere Meinung hierzu ist unmissverständlich: NIEMALS!
Schließen möchte ich mit einer Aussage der Niedersächsischen Sozial-ministerin Frau Daniela Behrens während einer Sitzung des Nds. Landtags am 16.03.2021: „...Die Sicherstellung einer guten wohnortnahen medizinischen Versorgung in Niedersachsen ist für uns alle hier wichtig. Gemeinsam wollen wir das erreichen. …“ Gern Frau Ministerin, wir sind dabei, gerade auch, wenn es darum geht Telemedizin zum Nutzen Betroffener einzusetzen. Nachvollziehen können wir jedoch nur schwer, warum erst Fakten geschaffen werden, bevor Gespräche mit Betroffenen-vertretern geführt werden.
Ullrich Weber Vorsitzender des Schlaganfall Landesverbandes Niedersachsen
per E-Mail im Februar 22 erhalten
Sehr geehrte Damen und Herren der Niedersächsischen Landesregierung,
ich bin Bürger dieses Landes und habe gelesen das ein neues Krankenhausgesetz in Kraft treten soll.
Dieses beinhaltet, das kleinere Kliniken in der Fläche geschlossen und dafür weniger, aber größere Kliniken entstehen sollen.
Ich als Schlaganfallbetroffener hatte und habe in der Stadt Hannover eine optimale Versorgung. Was aber passiert mit Patienten die einen Schlaganfall, Herzinfarkt oder eine andere plötzlich auftretende schwere Erkrankung erleiden und schnell versorgt werden müssen?
Durch die Schließung kleinerer Kliniken wären ländliche Regionen stark betroffen. Ganz zu schweigen vom Stellenabbau in verschie-denen Bereichen vor Ort. Ich als Schlaganfallbetroffener plädiere dafür, umgehend ein Telemedizinisches Schlaganfall Netzwerk in Niedersachsen einzurichten und Schließungen kleinerer Kliniken zu verhindern.
Walter Perlich Mitglied des Schlaganfall Landesverbandes Niedersachsen
per E-Mail am 31.01.2022 erhalten
KOMMENTAR EINES BETROFFENEN SCHLAGANFALLPATIENTEN
Ich wohne in Grasberg, 27 km vor Bremen und hatte 2013 im Juni einen schweren Schlaganfall. Da es im Umkreis von 40 km in Niedersachsen kein Krankenhaus mit einer STROKE-UNIT gibt, wurde ich nach Bremen (27km) in das Krankenhaus BREMEN-MITTE eingeliefert.
Der lange Anfahrtsweg kostet viel Zeit und jede Sekunde zählt, weil Millionen von Gehirnzellen in einer Minute absterben. Jetzt gehöre ich zu den 40% der Schlaganfallpatienten mit schweren bleibenden Schäden, das bedeutet: Leben im Rollstuhl, schwere Gleichgewichtsstörungen, Lähmungen und Sprachstörungen.
Jeden kann ein Schlaganfall treffen . Er kündigt sich nicht an und 200.000 Schlaganfälle geschehen jedes Jahr.
Jetzt sollen 40 von 168 Kliniken in Niedersachsen geschlossen-werden, weil sie UNWIRTSCAFTLICH sind! Dadurch verlängern sich die Anfahrtswege zum evtl. lebensrettenden Krankenhaus. Versterbende werden billigend in Kaufgenommen. Sie haben keine Lobby!
Und mehr, die Rechenaufgabe geht nicht auf. Die freigesetzten Pflegekräfte können die längeren Anfahrtswege zu den verblei- den Kliniken nicht mit dem Fahrrad bewältigen und ein E-Auto können sie sich nicht leisten. Die wenigsten finden eine schnelle Verbindung im dem schlechten Bahn- und Busnetz in Nieder-sachsen.
Was uns fehlt sind mehr STROKE-UNITS in Niedersachsen und ein Einsatz der Teleneurologie, bei der jedes Krankenhaus eine Verbindung zur neurologischen Abteilung der Uniklinik in HANNOVER erhält und lebensrettende Maßnahmen für den Patienten sofort eingeleitet werden können.
E. Weder, Grasberg
Joachim Krohn,
Am Walde 4
27729 Hambergen
Tel. 04793/1614
An den
Schlaganfall-Landesverband Niedersachsen e.V.
Nachtigallenweg 15
31303 Burgdorf
Hambergen, den 26.01.2022
Betr.: Schließung von Krankenhäusern in Niedersachsen
Sehr geehrter Herr Vorsitzender,
als Sprecher der beiden Schlaganfall-Selbsthilfegruppen „Ein-Schlag“ Osterholz und Bremervörde weise ich darauf hin, dass diese beabsichtigte Krankenhausreform niemals im Sinne und zum Wohle der Bevölkerung sein kann. In unserem ländlichen Raum muss ein Krankenhaus zur Grundversorgung zeitnah erreichbar sein. Allein die Notaufnahme und ambulante Versorgung in unserem Kreiskrankenhaus ist mit 15 000 Patienten jährlich bereits überlastet.
Wie soll das organisiert werden, wenn keine Krankenhäuser da sind, zumal bei Haus- und Fachärzten nur schwer Termine zu bekommen sind. Zu unserem nächstgelegenen Krankenhaus ist eine reine Fahrzeit von 15 Minuten erforderlich, in die Bremer Krankenhäuser ist eine Fahrtzeit von 45 Minuten erforderlich. Es ist allgemein bekannt, dass die Rettungsdienst-fahrer Schwierigkeiten haben ein Krankenhaus zu finden, welches zur Patientenaufnahme bereit ist bzw. Kapazitäten frei hat.
Ich bitte den Schlaganfall-Landesverband Niedersachsen e.V. bei den ent-sprechenden Entscheidungsträgern gegen eine Krankenhausreform zur Schließung von Krankenhäusern ein Veto einzulegen.
Mit freundlichen Grüßen
Joachim Krohn
Gruppensprecher der Schlaganfall-Selbsthilfegruppen „Ein-Schlag“